Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,

 

es ist für mich ein ganz besonderer Moment, heute als neue Erste Bürgermeisterin vor Ihnen bzw. Euch zu stehen und meine erste offizielle Rede im Amt an Sie zu richten. Mich erfüllt dieser Moment mit großer Freude, gleichzeitig aber auch mit großer Demut und dem nötigen Respekt vor den Herausforderungen der kommenden Jahre.

Ich bin dankbar für die vielfache Unterstützung, aber auch für das Vertrauen, welches die Wählerinnen und Wähler mir im März entgegenbrachten. Danke auch an die Parteien für den fairen Wahlkampf!

Gestatten Sie mir auch ein persönliches Wort:  Ich freue mich sehr, dass auch mein Partner, meine Eltern und meine Geschwister heute mit dabei sind. Ohne ihre Unterstützung und ohne die Unterstützung der Schwiegereltern würde ich heute nicht hier stehen. Ein herzliches Dankeschön an Euch alle!

 

Meine weiteren Worte gelten dem Stadtratsgremium.

Es ist nur wenige Tage her, da saß ich noch weiter hinten in diesem Gremium. Wir haben zumeist gemeinsam, manchmal aber auch mit unterschiedlichen Zielrichtungen, für das Wohl unserer Stadt und ihrer Einwohner gekämpft.

 

Gemeinsam mit Euch bzw. mit Ihnen will ich auch zukünftig nach den besten Lösungen für unsere Stadt Bogen suchen und wünsche mir, dass wir uns nicht in Kompetenzgerangel und gegenseitiger Blockade verlieren. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit. Es gilt, die Chancen für die Zukunft unserer Stadt zu nutzen. Unser aller Aufgabe ist es, für gute Lebensverhältnisse in Bogen einzutreten und sie zu erhalten.

 

Auch wenn wir bestimmte Rahmenbedingungen nur schwer beeinflussen können, helfen Ideenreichtum, Flexibilität und Einigkeit, um die Herausforderungen erfolgreich zu meistern. Wir müssen offen, ehrlich und engagiert für die besten Lösungen streiten. Streiten meine ich im positiven Sinne. Ich verstehe Streitkompetenz als demokratische Qualität.

Dazu gehört die Erfahrung des Widersprechens und des Widersprochenwerdens.

Geht es nach Philosoph Gunnar Skirbekk müssen wir auf die anderen hören und uns ihren Argumenten und Betrachtungsweisen öffnen – um uns eigene Auffassungen zutrauen zu können.

 

Meinungen sollten im Bewusstsein möglicher Alternativen sowie unter Bedingungen prüfender Kritik gebildet werden. Erst der ungehinderte Austausch konkurrierender Argumente und Sichtweisen ermöglicht politischen Wettbewerb und ist eine wesentliche Voraussetzung für die demokratische Willensbildung.

 

Welche politischen Inhalte sind mir wichtig? Heute möchte ich es bei einigen grundsätzlichen Überlegungen belassen und dabei Schwerpunkte nennen, die ich in meiner Amtszeit setzen will:

Wir müssen lernen, respektvoll mit unserer Umwelt umzugehen. Uns, unseren Kindern, unseren Kindeskindern soll es weiterhin gut gehen. Dazu muss nachhaltig gewirtschaftet werden. Wir können nur so viel an Ressourcen verbrauchen, wie vorhanden sind. Diese Nachhaltigkeits-Überlegungen möchte ich gerne als übergeordnete Maßgabe meines Handelns setzen. Schauen wir uns mal die vergangenen Wochen an. Für unsere heimische Waldwirtschaft und Landwirtschaft sind wenig Regen ernste Probleme. Klimawandel ist kein abstraktes Gebilde. Das betrifft uns auch hier in Bogen.

 

Gleichzeitig wird die Corona-Pandemie unseren finanziellen Rahmen einschränken. Für das laufende Haushaltsjahr gilt eine strenge Haushaltsdisziplin, d. h. neue Projekte, bei denen noch keine Ausschreibungen getätigt wurden, werden vorerst auf Eis gelegt.

 

Prioritäten sind zu setzen. Der bereits beschlossene Investitionsplan für dieses Jahr ist zu überarbeiten und im Stadtratsgremium abzustimmen. Zur Abfederung der finanziellen Folgen der Corona-Krise hoffe ich auf einen Rettungsschirm der Staatsregierung. Nach einem Hilfspaket für Unternehmen muss an einen Rettungsschirm für Kommunen gedacht werden. Die Menschen und die Wirtschaft sind auf handlungsfähige Kommunen mit einer leistungsfähigen kommunalen Daseinsvorsorge angewiesen. Eine massive Neuverschuldung gilt es in Bogen zu vermeiden.

 

Am meisten wird uns wohl die nächsten sechs Jahre der Neubau einer fünfzügigen Grundschule beschäftigen. Den Grundschulneubau mit ihrem Planungsprozess werde ich so transparent wie möglich gestalten. Es soll ein Dialog auf Augenhöhe zwischen Sachaufwandsträger, Politik, Architekten und Pädagogen sein. Ziel ist eine Schule, die unsere Kinder nach den neuesten pädagogischen Standards fördert und die zum gemeinsamen Leben und Lernen einlädt. Eine attraktive Schule gehört mittlerweile zu den entscheidenden Standortfaktoren für junge Familien.

 

Ein weiterer Schwerpunkt sind Betreuungseinrichtungen für Kinder und Senioren. Für dieses Jahr sind drei Kindergartengruppen-Einheiten – zwei in Bogen und eine Erweiterung in Degernbach – geplant. Ziel ist es, flexible und bedarfsgerechte Betreuungsmöglichkeiten bereit zu stellen.

 

Im Rahmen der Stadtentwicklung ist die Sanierung der Bahnhofstraße zu Ende zu führen und langfristig steht die Sanierung des Stadtplatzes an. Hier brauchen wir auch schon vorher kreative Ideen, damit der Stadtplatz lebendig bleibt. 

 

Dreh- und Angelpunkt sind Arbeitsplätze in unserer Stadt und der Region. Nicht nur in Krisenzeiten hängt vieles von der Wirtschaft ab. Ein regelmäßiger Austausch zwischen Wirtschaft, Politik und Verwaltung ist mir wichtig für eine zukunftsorientierte Entwicklung. Wohnortnahe Ausbildungs- und Beschäftigungsverhältnisse sind zu erhalten bzw. neue zu schaffen.

 

Neuer Wohnraum in unserer Stadt muss nachhaltig, bedarfsgerecht und auch bezahlbar sein.

Die Digitalisierung aller Lebensbereiche wird ein großes Engagement unserer Stadt erfordern. Mit einem digitalen Rathaus möchte ich den Bürgerservice verbessern.

 

In einer Krise wie dieser merkt man wieder, wie wichtig Gesundheit ist und wie wichtig eine gut funktionierende medizinische Versorgung ist, die bei uns mit dem Kreisklinikum und den Hausarzt- und Facharztpraxen aufrecht zu erhalten ist.

 

Und schließlich wird es eine große Herausforderung sein, unsere Bürgergesellschaft zusammenzuhalten, miteinander im Gespräch zu bleiben. Ehrenamtliche Tätigkeiten in den Vereinen und Verbänden sind so gut wie möglich zu unterstützen. An dieser Stelle meinen Dank an alle, die sich in der jetzigen Krise ehrenamtlich aber auch beruflich engagieren oder mit kreativen Ideen den Alltag bereichern.

 

All diese Herausforderungen können umgesetzt werden, wenn man neben einem funktionierenden Stadtrat auch eine leistungsfähige Verwaltung hinter sich hat. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit mit allen Mitarbeitern der Stadt Bogen und stehe für eine wertschätzende und zielgerichtete Mitarbeiterführung.

 

Ich werde meine Arbeit auf ein Fundament aufbauen, das andere gelegt haben. Ich danke meinem Amtsvorgänger Franz Schedlbauer für 18 Jahre engagierte Arbeit im Interesse unserer Stadt.

 

Die Erwartungen an meine Amtsführung und auch an meine Person sind hoch. Die positive Energie, die ich in den zahlreichen Glückwünschen erfuhr, wird sicher helfen, die Herausforderungen anzugehen und ich hoffe auch, dass sie noch lang erhalten bleibt.

Für die Bürgerinnen und Bürger bin ich gerne eine Ansprechpartnerin und werde ihnen immer mit einem offenen Ohr begegnen.

 

Eine Bürgermeisterin kann weder als Gemeindeorgan noch als Person zaubern, aber sie kann ihre ganze Kraft in ihre Aufgabe legen. Genau das möchte ich tun.

 

Ich lade alle Bogenerinnen und Bogener ein, konstruktiv an der Entwicklung unserer Stadt mitzuwirken! Unsere schöne Rautenstadt ist alle Anstrengung wert!

 

Herzlichen Dank und geben Sie auf sich Acht!

 

Andrea Probst

Erste Bürgermeisterin