Sitzung: 01.05.2020 SR/44/2020
Liebe Zuhörerinnen
und Zuhörer,
es ist für mich ein
ganz besonderer Moment, heute als neue Erste Bürgermeisterin vor Ihnen bzw.
Euch zu stehen und meine erste offizielle Rede im Amt an Sie zu richten. Mich
erfüllt dieser Moment mit großer Freude, gleichzeitig aber auch mit großer
Demut und dem nötigen Respekt vor den Herausforderungen der kommenden Jahre.
Ich bin dankbar für
die vielfache Unterstützung, aber auch für das Vertrauen, welches die
Wählerinnen und Wähler mir im März entgegenbrachten. Danke auch an die Parteien
für den fairen Wahlkampf!
Gestatten Sie
mir auch ein persönliches Wort: Ich freue mich sehr, dass auch
mein Partner, meine Eltern und meine Geschwister heute mit dabei sind. Ohne
ihre Unterstützung und ohne die Unterstützung der Schwiegereltern würde ich
heute nicht hier stehen. Ein herzliches Dankeschön an Euch alle!
Meine weiteren
Worte gelten dem Stadtratsgremium.
Es ist nur wenige
Tage her, da saß ich noch weiter hinten in diesem Gremium. Wir haben zumeist
gemeinsam, manchmal aber auch mit unterschiedlichen Zielrichtungen, für das
Wohl unserer Stadt und ihrer Einwohner gekämpft.
Gemeinsam mit Euch
bzw. mit Ihnen will ich auch zukünftig nach den besten Lösungen für unsere
Stadt Bogen suchen und wünsche mir, dass wir uns nicht in Kompetenzgerangel und
gegenseitiger Blockade verlieren. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit.
Es gilt, die Chancen für die Zukunft unserer Stadt zu nutzen. Unser aller
Aufgabe ist es, für gute Lebensverhältnisse in Bogen einzutreten und sie zu erhalten.
Auch wenn wir
bestimmte Rahmenbedingungen nur schwer beeinflussen können, helfen
Ideenreichtum, Flexibilität und Einigkeit, um die Herausforderungen erfolgreich
zu meistern. Wir müssen offen, ehrlich und engagiert für die besten Lösungen
streiten. Streiten meine ich im positiven Sinne. Ich verstehe Streitkompetenz
als demokratische Qualität.
Dazu gehört die
Erfahrung des Widersprechens und des Widersprochenwerdens.
Geht es nach
Philosoph Gunnar Skirbekk müssen wir auf die anderen hören und uns ihren
Argumenten und Betrachtungsweisen öffnen – um uns eigene Auffassungen zutrauen
zu können.
Meinungen sollten
im Bewusstsein möglicher Alternativen sowie unter Bedingungen prüfender Kritik
gebildet werden. Erst der ungehinderte Austausch konkurrierender Argumente und
Sichtweisen ermöglicht politischen Wettbewerb und ist eine wesentliche
Voraussetzung für die demokratische Willensbildung.
Welche
politischen Inhalte sind mir wichtig? Heute möchte ich es bei einigen
grundsätzlichen Überlegungen belassen und dabei Schwerpunkte nennen, die ich in
meiner Amtszeit setzen will:
Wir müssen lernen,
respektvoll mit unserer Umwelt umzugehen. Uns, unseren Kindern, unseren
Kindeskindern soll es weiterhin gut gehen. Dazu muss nachhaltig gewirtschaftet
werden. Wir können nur so viel an Ressourcen verbrauchen, wie vorhanden sind.
Diese Nachhaltigkeits-Überlegungen möchte ich gerne als übergeordnete Maßgabe
meines Handelns setzen. Schauen wir uns mal die vergangenen Wochen an. Für
unsere heimische Waldwirtschaft und Landwirtschaft sind wenig Regen ernste
Probleme. Klimawandel ist kein abstraktes Gebilde. Das betrifft uns auch hier
in Bogen.
Gleichzeitig wird
die Corona-Pandemie unseren finanziellen Rahmen einschränken. Für das laufende
Haushaltsjahr gilt eine strenge Haushaltsdisziplin, d. h. neue Projekte, bei
denen noch keine Ausschreibungen getätigt wurden, werden vorerst auf Eis
gelegt.
Prioritäten sind zu
setzen. Der bereits beschlossene Investitionsplan für dieses Jahr ist zu
überarbeiten und im Stadtratsgremium abzustimmen. Zur Abfederung der
finanziellen Folgen der Corona-Krise hoffe ich auf einen Rettungsschirm der
Staatsregierung. Nach einem Hilfspaket für Unternehmen muss an einen
Rettungsschirm für Kommunen gedacht werden. Die Menschen und die Wirtschaft sind
auf handlungsfähige Kommunen mit einer leistungsfähigen kommunalen
Daseinsvorsorge angewiesen. Eine massive Neuverschuldung gilt es in Bogen zu
vermeiden.
Am meisten wird uns
wohl die nächsten sechs Jahre der Neubau einer fünfzügigen Grundschule beschäftigen.
Den Grundschulneubau mit ihrem Planungsprozess werde ich so transparent wie
möglich gestalten. Es soll ein Dialog auf Augenhöhe zwischen
Sachaufwandsträger, Politik, Architekten und Pädagogen sein. Ziel ist eine
Schule, die unsere Kinder nach den neuesten pädagogischen Standards fördert und
die zum gemeinsamen Leben und Lernen einlädt. Eine attraktive Schule gehört
mittlerweile zu den entscheidenden Standortfaktoren für junge Familien.
Ein weiterer
Schwerpunkt sind Betreuungseinrichtungen für Kinder und Senioren. Für dieses
Jahr sind drei Kindergartengruppen-Einheiten – zwei in Bogen und eine
Erweiterung in Degernbach – geplant. Ziel ist es, flexible und bedarfsgerechte
Betreuungsmöglichkeiten bereit zu stellen.
Im Rahmen der
Stadtentwicklung ist die Sanierung der Bahnhofstraße zu Ende zu führen und
langfristig steht die Sanierung des Stadtplatzes an. Hier brauchen wir auch
schon vorher kreative Ideen, damit der Stadtplatz lebendig bleibt.
Dreh- und
Angelpunkt sind Arbeitsplätze in unserer Stadt und der Region. Nicht nur in
Krisenzeiten hängt vieles von der Wirtschaft ab. Ein regelmäßiger Austausch
zwischen Wirtschaft, Politik und Verwaltung ist mir wichtig für eine
zukunftsorientierte Entwicklung. Wohnortnahe Ausbildungs- und
Beschäftigungsverhältnisse sind zu erhalten bzw. neue zu schaffen.
Neuer Wohnraum in
unserer Stadt muss nachhaltig, bedarfsgerecht und auch bezahlbar sein.
Die Digitalisierung
aller Lebensbereiche wird ein großes Engagement unserer Stadt erfordern. Mit
einem digitalen Rathaus möchte ich den Bürgerservice verbessern.
In einer Krise wie
dieser merkt man wieder, wie wichtig Gesundheit ist und wie wichtig eine gut
funktionierende medizinische Versorgung ist, die bei uns mit dem Kreisklinikum
und den Hausarzt- und Facharztpraxen aufrecht zu erhalten ist.
Und schließlich
wird es eine große Herausforderung sein, unsere Bürgergesellschaft
zusammenzuhalten, miteinander im Gespräch zu bleiben. Ehrenamtliche Tätigkeiten
in den Vereinen und Verbänden sind so gut wie möglich zu unterstützen. An
dieser Stelle meinen Dank an alle, die sich in der jetzigen Krise ehrenamtlich
aber auch beruflich engagieren oder mit kreativen Ideen den Alltag bereichern.
All diese
Herausforderungen können umgesetzt werden, wenn man neben einem funktionierenden
Stadtrat auch eine leistungsfähige Verwaltung hinter sich hat. Ich freue mich
auf eine gute Zusammenarbeit mit allen Mitarbeitern der Stadt Bogen und stehe
für eine wertschätzende und zielgerichtete Mitarbeiterführung.
Ich werde meine
Arbeit auf ein Fundament aufbauen, das andere gelegt haben. Ich danke meinem
Amtsvorgänger Franz Schedlbauer für 18 Jahre engagierte Arbeit im Interesse
unserer Stadt.
Die Erwartungen an
meine Amtsführung und auch an meine Person sind hoch. Die positive Energie, die
ich in den zahlreichen Glückwünschen erfuhr, wird sicher helfen, die
Herausforderungen anzugehen und ich hoffe auch, dass sie noch lang erhalten
bleibt.
Für die Bürgerinnen
und Bürger bin ich gerne eine Ansprechpartnerin und werde ihnen immer mit einem
offenen Ohr begegnen.
Eine
Bürgermeisterin kann weder als Gemeindeorgan noch als Person zaubern, aber sie kann
ihre ganze Kraft in ihre Aufgabe legen. Genau das möchte ich tun.
Ich lade alle
Bogenerinnen und Bogener ein, konstruktiv an der Entwicklung unserer Stadt
mitzuwirken! Unsere schöne Rautenstadt ist alle Anstrengung wert!
Herzlichen Dank und
geben Sie auf sich Acht!
Andrea Probst
Erste Bürgermeisterin