Sitzung: 29.03.2023 SR/97/2023
FW/FCW Freie Wähler Bogen Es gilt das gesprochene Wort
Stellungnahme zum Haushalt 2023
Sehr geehrte Frau
Bürgermeisterin,
liebe Kolleginnen
und Kollegen,
meine Damen und
Herren der Verwaltung, werte Mitarbeiter,
liebe Bogenerinnen
und Bogener,
Werte Pressevertreter,
wir
verabschieden heute den dritten Haushalt dieser Wahlperiode und unter dieser
Zusammensetzung des Stadtrates, weshalb dieser Haushalt und das zugehörige
Investitionsprogramm auch einem Zwischenzeugnis gleichen kann. Die
Verabschiedung des Haushaltes ist traditionell die politische Generaldebatte,
wobei ich betonen möchte, dass jeder Einzelne von uns in diesem Gremium dafür
gewählt worden ist, die ca. 11.000 Einwohner zu vertreten und Entscheidungen
für unsere Stadt zu treffen, zum einen um den Bestand und das Erreichte zu
sichern, zum anderen aber natürlich auch, um die Stadt in ihren vielen Facetten
weiterzuentwickeln und an die notwendigen Veränderungen heranzuführen.
Der uns
vorliegende Haushaltsplan weist viele Summen und Einzelposten aus, ist jedoch
mehr als nur ein Zahlenwerk. Er enthält einige Positionen und auch
einschneidende Maßnahmen, die unsere Arbeit und die zukünftige Entwicklung der
Stadt in den nächsten Jahren prägen werden, weshalb ich sie ansprechen und
unsere Sichtweise darstellen möchte.
Beim
Mammutprojekt Neubau
der Grundschule
sollte unserer Meinung nach parteiübergreifend mehr an einem Strang gezogen
werden um endlich aus der Planungs- raus in die Umsetzungs- und
Ausführungsphase zu kommen. Jedoch wird seit vielen Jahren nur taktiert, als
agiert.
Uns ist
bewusst, dass dieses Projekt allein schon aufgrund seiner Dimension
polarisiert, hinzu kommt aufgrund des „Eingriffs“ in die Ortsteile die
verständliche Betroffenheit und Gefühlslage der Bürger. Dies löst in jedem Bürger
etwas aus, auch bei mir. Zu unserer Verantwortung und Herausforderung gehört
aber auch trotz aller Betroffenheit Entscheidungen mit dem nötigen Weitblick zu
treffen um unsere Stadtentwicklung unter Berücksichtigung neuester
Anforderungen in die Zukunft zu führen und so die nötige Chancengleichheit für
unsere Kinder sicherzustellen.
Somit
gilt es festzuhalten, dass wir hinter dieser Maßnahme stehen. Im speziellen für
das Mittelzentrum Bogen ist es von großer Bedeutung auch das „Fundament“
Grundschule in der Schulstadt Bogen zu vereinen. Hier hat der Standort auch
eine gewisse Verpflichtung und Vorreiterrolle, der man sich stellen und auch
gerecht werden muss.
Mit Blick auf unser
Klosterareal Oberalteich fehlt mir persönlich das Verständnis, weshalb wir diesem
„Schmuckstück“ noch immer keine Nutzung zuführen konnten. Wenn man die letzten
Jahre in Ostbayern Revue passieren lässt und sich vor Augen führt, welche
Städte in unserer Größenordnung in letzter Zeit mit Behördenverlagerungen oder
Außenstellen bedacht wurden - ja ich weiß es handelte sich oft um die
Förderung/Berücksichtigung des als strukturell eher schwächeren angesehenen
Bayerischen Waldes – muss man den Blick jedoch nicht weit in die Ferne legen,
denn kleinere Kommunen auch im Landkreis, wie etwa Oberschneiding, werden mit
einer zweiten Außenstelle der Technischen Universität Garching für den Bereich
Sensorik berücksichtigt. Der Bedarf und die Suche nach leerstehenden
Räumlichkeiten ist nach wie vor vorhanden, diese Ausgangslage sollte unsere gemeinsame
Triebfeder sein, um das geschichtsträchtige Klosterareal Oberalteich der so
notwendigen Nutzung zuzuführen, außerdem wäre eine Außenstelle des
Hochschulbereiches zum einen die nächste zukunftsgerichtete Ergänzung des
Schulstandortes Bogen, welcher dem Fachkräftemangel positiv entgegenwirken und
zum anderen aber auch die Bedeutung des Wirtschaftsstandortes Bogen
dokumentieren würde. Hier sehe ich ein enormes Potenzial und Synergien für
unsere vielen innovativen und renommierten Unternehmen.
Der BA2 vom Stadtumbau West, von der
Lintacher-Kreuzung bis zur Nepomuk-Brücke konnte dieses Jahr – mit einem Jahr
Verspätung – endlich fertiggestellt werden. Ich glaube man kann mit Fug und
Recht behaupten, dass der gesamte Westeingang nach Bogen eine enorme optische
Aufwertung erfahren hat und sich die Bahnhofstraße zur Hauptschlagader von
Bogen entwickelt hat, bei der sowohl Firmen-, Geschäfts- und Privatleute
profitieren konnten und der gesamte Bereich, durch das neugestaltete Umfeld
aufgewertet wurde. Dankend darf hier das Verständnis und das Mitwirken der
Anlieger während der Bauphase erwähnt werden. Großes Lob hier auch an das
Bauamt und auch den Bauhof.
In unserer Fraktion
sind wir uns einig, bei den Maßnahmen zur Stadtentwicklung müssen wir mehr
Geschwindigkeit aufnehmen, die erfolgreichen Maßnahmen vom BA1 müssen bis hin
zum Stadtplatz zügig fortgeführt werden.
Elementar ist für
mich hier – wie bereits letztes Jahr hinterlegt - die Vorlage eines
Verkehrskonzeptes seitens der Stadt in Zusammenarbeit mit dem Landkreis. Jenes
Konzept ist sowohl für die Nepomukbrücke, als auch für die zukünftige
Ausrichtung des Stadtplatzes von entscheidender Bedeutung und muss als
einmalige Chance gesehen, aber auch verstanden werden, zum einen um den
Durchgangs- und Schwerverkehr aus dem Stadtplatz zu lenken, den Fahrradverkehr
und -tourismus zu fördern, zum anderen aber auch dem Stadtplatz endlich die so
notwendigen Beruhigung zu geben und Flanierzonen zu schaffen.
Das Aktionsfeld „Innenstadtentwicklung“ ist nur rudimentär vorhanden.
Deshalb hatte unsere Fraktion bereits vorletztes Jahr gefordert, dass ein
Leerstandsmanager bestellt wird, um nachdem durch ihn die notwendigen
Recherchen erfolgt sind, wir mit dessen Vorschlägen und gewonnenem Überblick
die notwendige Neuausrichtung vorantreiben können. Diese muss aufgrund des
demografischen- und Gesellschaftlichen Wandels gepaart mit dem veränderten
Konsumverhalten, von jetzt fast ausschließlichen Geschäftsräumen/Einzelhandel,
auch in die Richtung Wohnräume (betreutes Wohnen, Junges Wohnen) gehen.
Mittelfristig muss
hier die Sanierung (Abwasser, Kanal) im Auge behalten werden. Hier bedarf es
einer Lösung aus einem Guss, bei dem auch die Grundstücksbesitzer vom Start weg
mit eingebunden und mitgenommen werden um dieses Zukunftsprojekt gemeinsam zu
entwickeln. Darin sehe ich die einzige Möglichkeit den bereits im Gange
befindlichen Strukturwandel positiv zu beeinflussen. Ansonsten ist die nötige
Urbanität und Lebensqualität der Innenstädte nicht zu gewährleisten,
ausschließlich diese Handlungsweise ist der Lösungsweg, sich
Zukunftsperspektiven zur erarbeiten und Lebensqualität zu erhalten. Wir müssen
gemeinsam daran arbeiten die Innenstädte als Herzstück unserer Kommune zu
erhalten.
Aus diesem Grund
hat unsere Fraktion einen Entwurf/Vorschlag für ein für Bogen tragfähiges „Mietzuschussprogramm“ ausgearbeitet, welches wir
gerne partnerschaftlich einbringen würden, zur Sicherung der zentralörtlichen
Versorgungsfunktion. (Der Antrag liegt seit letztem Jahr vor)
Unser Augenmerk ist
jedoch nicht nur auf die Innenstadtentwicklung gerichtet, denn auch die Ortsteile weiter zu stärken genießt bei uns
höchste Priorität. Erfreulich ist hier die Kindergartenerweiterung und die sich
auf der Zielgeraden befindlichen Dorferneuerung in Degernbach, sowie der von
uns geforderte Breitbandausbau/schnelles Internet
im kompletten Stadtgebiet. Hier liegt uns – der FW/FCW Bogen – am Herzen, dass
alle Ortsteile gleichermaßen entwickelt werden und kein Ortsteil einem anderen
vorgezogen oder vorrangig gestärkt wird. Die Infrastruktur und die damit
verbundene Chancengleichheit muss in einem „gemeinsamen Bogen“ flächendeckend
und durchgängig sein.
Eine
Herzensangelegenheit für uns alle sollte auch die Sicherung unserer Klinik Bogen sein. Hier möchte ich – wiederholt -
deutlich den Finger heben, es wäre fahrlässig sich in Sicherheit zu wiegen und
sich ausschließlich auf den Landkreis zu verlassen. Denn auch die Stadt muss
sich hier ebenfalls einbringen, die Rahmenbedingungen zu setzen um den
Sturkturwandel im Gesundheitsbereich – dieser ist ja bereits in vollem Gange –
vorzubereiten, so dass sich in den Lösungskonzepten sowohl die Stadt wie auch
der Landkreis wiederfinden. Es betrifft zum einen die ärztliche Versorgung,
Krankenhaus-versorung als auch alle Dienstleistungsbereiche von Kurzzeitpflege,
Seniorenheimen bis hin zu häuslicher Pflege.
Des Weiteren ist
die Stadt Bogen als Mittelzentrum prädestiniert, Kommunalverbände in Bereich
Energieversorgung und kommunaler Pflichtaufgaben (Beispiel Abwasser)
einzugehen, hier ist die Stadt mit Ihren Werken als Ansprechpartner
einzubeziehen um Synergieeffekte zu ermitteln.
Als FW/FCW-Fraktion
stehen wir für bezahlbare Wohnraum. Wir
möchten nochmal deutlich machen, dass junge Familien und engagierte Bürgerinnen
und Bürger ein wichtiger Baustein unserer Stadtgesellschaft und unserer Politik
sind. Jungen Familien, mit ihren unterschiedlichen Ansprüchen, muss es möglich sein, zu mieten, zu bauen oder Eigentum zu erwerben. Sie
bedeuten Kontinuität, aber vor allem auch Wachstum und Dynamik sowie Zukunft
für unsere Stadt. Dies brauchen wir in Bogen und dürfen nicht tatenlos zusehen,
wie immer mehr Leistungsträger unserer Gesellschaft wegziehen müssen, weil es
hier zeitnah keine Wohnmöglichkeit gibt. Der Wegzug von Bürgerinnen und
Bürgern, die im Stadtkern oder den Ortsteilen verwurzelt waren, bedeutet oft
den Verlust von guten Arbeitnehmern und wertvollem ehrenamtlichem Engagement –
in erster Linie bedeutet er aber - Identitätsverlust. Deshalb sind wir der
Meinung, dass der Fokus in der Stadtentwicklung nicht nur bei gefördertem
Wohnraum liegen darf, sondern auch bei bezahlbarem Wohnraum für die breite
Mitte unserer Gesellschaft.
Unsere Fraktion ist
ebenfalls ein verlässlicher Partner und Unterstützer des Ehrenamtes, weshalb es
sehr erfreulich ist, dass wir mit diesem Haushalt auch wieder Vereine und
Ehrenamtliche unterstützen können.
Wir haben nur die
Projekte und Aufgaben angesprochen, die für die nächste Zeit prägende
Herausforderungen darstellen. Die Maßgabe für uns alle sollte hier sein, dass
wir nicht nur Projekte entwickeln, sondern auch umsetzen. Hier ist auch zu
beachten, dass Kreditkosten steigen und zeitliche Verzögerungen zu Lasten der
Bauwerber und der der Stadt gehen.
Natürlich liegen
uns auch die normalen und Standardaufgaben der Stadt am Herzen. Auch hier
beobachten wir, ob die Pflichtaufgaben und freiwilligen Aufgaben der Stadt im
Sinne unserer Vorgaben erfüllt und umgesetzt werden. Dsbzgl. sind und bleiben
wir für alle Bürger zuverlässige Ansprechpartner.
Zum Schluss danke
ich der Bürgermeisterin, den Kolleginnen und Kollegen, den Amtsstellenleitern,
allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die gute Zusammenarbeit und
besonders Herrn Kellner mit seinem Team für die
Vorbereitung des umfangreichen Zahlenwerks.
Mein
besonderer Dank richtet sich aber auch an alle Verbände, Kirchen, Vereine
unserer Stadt Bogen und deren Ehrenamtlichen. Denn ohne Ehrenamt, wäre unsere
Gesellschaft arm.
Meine
sehr verehrten Damen und Herren,
ganz zum Schluss
steht immer die Frage, gibt es eine Zustimmung oder Ablehnung des Haushalts
oder auch möglich eine Ablehnung von Teilen oder Projekten.
In diesem
Zusammenhang möchten wir darauf hinweisen, dass wir nicht mit allen Vorgaben
und Handlungsweisen einverstanden sind. Wir wollen auch nicht unsere Ziele, die
wir vertreten aus den Augen verlieren und werden diese auch dementsprechend
einfordern.
Unter diesem
Blickwinkel stimmt die Fraktion der FW/FCW Freie Wähler Bogen dem vorliegenden
Haushaltsentwurf und dem Investitionsprogramm zu.
Vielen Dank für
Ihre Aufmerksamkeit.
Helmut Muhr Jun.
Fraktionsvorsitzender
FW/FCW Freie
Wähler Bogen