Sitzung: 29.03.2023 SR/97/2023
Stellungnahme zum Haushalt 2023 der CSU-Fraktion
Es gilt das gesprochene Wort
Sehr
geehrte Frau Bürgermeisterin, sehr geehrte Mitglieder des Stadtrats,
sehr verehrte
Mitarbeiter der Verwaltung, sehr geehrte Damen und Herren,
nachdem sich das Schreckgespenst Corona nach zwei
Jahren im Laufe des vergangenen Jahres abschwächte und jeder auf ein ruhigeres
Fahrwasser für unser Land und unsere Stadt hoffte, waren wir schon wieder in
der nächsten Krise. Der Angriff Russlands auf die Ukraine brachte nicht nur großes Leid über das ukrainische Volk, sondern wirbelte die Weltwirtschaft, insbesondere jedoch die
Wirtschaft bei uns in Europa stark durcheinander. Durch den Abriss von
Lieferketten, setzte sich eine Preisspirale von Rohstoffen und vor allem
Energie in Gang, die die Inflation in ungeahnte Höhen trieb. Dies musste jedes
Land, jede Kommune, jede Firma und schließlich auch jeder einzelne Bürger
schmerzlich erfahren.
Aus diesem Grund verabschieden wir den diesjährigen
Haushalt erst jetzt, relativ spät. Zu unserer alljährlichen Klausurtagung im
November konnten noch keine zuverlässigen Zahlen und Tendenzen prognostiziert
werden. Damals musste von einer starken wirtschaftlichen Rezession ausgegangen
werden. Außerdem war der letztendliche Fördersatz für unsere Grundschule noch
nicht abschließend bekannt.
Ein paar Monate später herrscht nun mehr Klarheit und
so sorgt ein Blick auf die aktuellen Zahlen für etwas mehr Optimismus. Unser
Haushalt hat wieder ein stattliches Volumen von 36,46 Mio. € erreicht und sich
somit um knapp 900.000 € vergrößert. Dabei umfasst der Verwaltungshaushalt 25
Mio. € und der Vermögenshaushalt rund 11 Mio. €. Besonders erfreulich ist, dass
wir im Haushaltsjahr 2022, 1 Mio. € mehr an Gesamteinnahmen hatten, als
zunächst vermutet. Die Situation der Wirtschaft beeinflusst auch indirekt
unseren Haushalt durch die Gewerbesteuer und Einkommenssteuerbeteiligung. Dabei
wurde noch im Herbst befürchtet, dass die Gewerbesteuer massiv einbrechen
könnte. Glücklicherweise übertraf das Soll der Gewerbesteuer den Ansatz um eine
halbe Million Euro, wobei für 2023 der Ansatz
bei 5,1 Mio. € bleibt. Erfreulich ist auch, dass die
Schlüsselzuweisung letztlich um 310.000 € besser ausfällt und sich auch die
Einkommensteuerbeteiligung sich um 140.000 € erhöht.
Auf der Ausgabenseite schlägt die Kreisumlage mit
insgesamt über 6 Mio. € und einer Erhöhung über 580.000 € schmerzlich zu Buche.
Ich bitte die anwesenden Mitglieder des Kreisrats über Parteigrenzen hinweg
eindringlich, sich gegen eine weitere Erhöhung der Kreisumlage zu stemmen. In
dieser wirtschaftlich herausfordernden Zeit, ist es nicht zielführend das
Korsett für die Gemeinden noch enger zu schnüren.
Weiter bitte ich die anwesenden Mitglieder des
Kreisrats für den Erhalt unserer Klinik in Bogen zu kämpfen. Die regionale
Versorgung und vor allem die Notfallversorgung müssen bei uns in Bogen
gesichert bleiben. Ziel muss eine zukunftsträchtige Neuausrichtung unserer
Klinik und keine Schließung sein!
Die größte Herausforderung in den nächsten Jahren ist
unbestritten der Grundschulneubau. Während wir im November noch befürchteten,
das Projekt könnte vielleicht nicht
wie geplant durchgeführt werden, so können wir jetzt auf zusätzliche
Fördergelder in Höhe von 2,9 Mio. € hoffen. Auch die Entspannung auf den
Rohstoffmärkten und die nachlassende Auftragslage in der Baubranche, werden
sich mit Sicherheit positiv auf die Baukosten auswirken. Sollten wir nun noch
die Freigabe von der Regierung bekommen, dass wir unser Grundschulprojekt an
einen Generalunternehmer vergeben dürfen, hätte dies nochmals erhebliche
Vorteile. Dadurch erhält die Stadt Bogen
nicht nur Kostensicherheit und niedrigere Baukosten, sondern entlastet auch unsere
Verwaltung massiv. Somit werden Kapazitäten unserer Kommune für weitere
Projekte frei.
Lobenswerterweise hat unsere Frau Bürgermeisterin eine
Besichtigung der jetzigen Grundschule am Stadtplatz für die Mitglieder des
Stadtrats organisiert. Seitdem sind die lauten Stimmen, die für eine Sanierung
der alten Schule am Stadtplatz pochten, sehr, sehr leise geworden. Anscheinend
war der marode Zustand der Grundschule, denjenigen Stadtratsmitgliedern
gänzlich unbekannt, die sich seit Jahren
gegen einen Neubau wehren.
Wir erleben eine Zeit des Umbruchs. Hatten wir noch
vor wenigen Monaten lange Wartelisten an Baubewerbern, so ist zu befürchten,
dass die Nachfrage nach Grundstücken stark zurückgehen wird. Dies hat im
Wesentlichen drei Gründe:
Zum einen steigen die Baukosten, was einen erhöhten
Investitionsbedarf bei den Bauwilligen zur Folge hat.
- Zum anderen ist die Kaufkraft der Bürger durch die enorme Inflation stark geschwächt. Jeder von uns hat dadurch höhere Lebenshaltungskosten und somit weniger Geld im Portmonee.
- Der Hauptgrund wird aber wohl der gestiegene Zinssatz sein, der vielen Finanzierungen die Luft abdrücken wird. Außerdem geben die Banken ihre Kredite nur noch unter höheren Auflagen raus.
Unsere Kommune hatte in der Vergangenheit das Glück,
große Flächen an Bauland erwerben zu können. Mit der geänderten Zinspolitik der
EZB, muss die Baulandsituation jedoch neu bewertet werden. Die Stadt Bogen muss
nun versuchen, zumindest einen Teil
des Baulands schnellst möglich zu veräußern, um die Zinsbelastung durch die
Finanzierungen im Rahmen zu halten. Dabei muss der Stadtrat gemeinsam mit der
Verwaltung einen guten Mittelweg bei der Strukturierung und Gestaltung unserer Baugebiete finden.
Wir brauchen sowohl
Mehrfamilienhäuser und Geschosswohnungsbau, da diese Investitionen
weiterhin attraktiv sind und der Bedarf vorhanden ist, als auch die Ein- und
Zweifamilienhäuser, um ein überfrachten der Wohngebiete zu verhindern. Ich
denke wir sind uns einig, dass wir über Priorisierungskriterien nicht mehr
diskutieren müssen. Gradmesser für den weiteren Bedarf wird Weiherwiesäcker III
sein. Absehend von dessen Nachfrage können der Stadtrat und die Verwaltung dann
Hummelberg VI dementsprechend überplanen und in Bauabschnitte aufteilen. Uns
als CSU ist es dabei sehr wichtig, dass wir jetzt nicht panisch unser
komplettes Bauland verramschen, denn wir wollen unseren bauwilligen Bürgern auch in Zukunft attraktive Bauparzellen in
unserer Stadt anbieten können. Um die
Abwicklung der Baugebiete finanziell stemmen zu können, muss sich der Stadtrat
überlegen, ob die Erschließung der Baugebiete in Zukunft nicht doch wieder
außerhalb des Haushalts stattfinden soll, wie das über Jahrzehnte der Fall war.
Die Herausforderungen
für die Stadt Bogen sind aber noch wesentlich vielfältiger.
So warten in den nächsten Jahren große Investitionen auf die Stadt Bogen. Zu
den wichtigsten zählt
· Die Sanierung und Hochwasserfreilegung der Kläranlage
· Die Weiterführung der Dorferneuerung Degernbach
· Der Bau von Nahwärmenetzen, was der Versorgungsicherheit und der Kostenreduktion dient
· Die Investitionen im Feuerwehrwesen und beim Bauhof
· Verschiedene Straßen-, Kanal- und Brückensanierungen
· Der Abschluss der Neugestaltung der Bahnhofstraße mit dem Neubau der Nepomuk-Brücke und
· Die Sanierung des Klosterareals in Oberalteich
· und den Breitbandausbau
Wer viel investiert meine sehr verehrten Damen und
Herren, darf auch die Schuldenseite nicht außer Acht lassen. Am 31.12.2022
hatte die Stadt Bogen einen Schuldenstand von etwas über 20 Mio. €, zwei
Millionen weniger als vor einem Jahr. Dem stehen aber bebaubare
Grundstücksflächen von etwa 21 Mio. € gegenüber. Natürlich wird der
Schuldenstand in den nächsten Jahren durch den Grundschulneubau stark
ansteigen. Wir investieren dabei aber
in die Zukunft unserer Kinder, was oft vergessen wird, liebe
Stadtratskolleginnen und -kollegen. Außerdem kommt dadurch keinerlei
Sanierungsaufwand in den nächsten Jahrzehnten auf unsere Kommune zu. Deshalb
ist es richtig, aber auch wichtig die Tilgungsraten entsprechend anzupassen, um
im Haushalt handlungsfähig zu bleiben.
Wenn wir zurückblicken und sehen, was in den letzten
Jahren alles umgesetzt wurde, so sind
wir als CSU zuversichtlich, dass wir zusammen mit unserer Verwaltung und den
vielen Ehrenamtlichen in unserer Stadt die anstehenden Herausforderungen
meistern werden.
Aufgrund der vorherigen Ausführungen fasse ich
zusammen, dass die CSU-Fraktion auch in diesen schwierigen Zeiten den Haushalt
der Stadt Bogen als solide
und stabil erachtet und diesem
vollumfänglich zustimmt. Wir möchten uns an dieser Stelle bei der gesamten
Kämmerei, insbesondere bei Ihnen Herr Kellner, und bei der Ersten
Bürgermeisterin Andrea Probst für die Aufstellung des Haushalts und für die
sehr gute Zusammenarbeit bedanken. Weiter möchten wir uns auch bei der gesamten
Verwaltung und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bauhofs für Ihr Engagement und das gute Miteinander ganz herzlich bedanken
und schließe mit dem Zitat des amerikanischen
Informatikers Alan Kay:
„Die Zukunft
kann man am besten voraussagen, wenn man sie selbst gestaltet“ Ich bedanke mich für Ihre
Aufmerksamkeit
Für die CSU-Fraktion im Bogener Stadtrat Konrad Stangl