Sitzung: 13.03.2019 SR/36/2019
Beschluss: Zur Kenntnis genommen
Es
gilt das gesprochene Wort
Haushaltsrede 2019
Sehr geehrte Damen
und Herren des Stadtrats,
sehr geehrte Damen
und Herren der Verwaltung,
liebe Bürgerinnen
und Bürger
die Welt verändert
sich in allen Lebensbereichen in einer noch nie dagewesenen Geschwindigkeit -
und um da standhalten zu können, müssen auch wir uns jeden Tag einer
permanenten Veränderungsbereitschaft stellen.
Der Bürgermeister,
der Stadtrat, die Verwaltung und die Bürgerschaft
Die Stadt Bogen
muss auch künftig, wie bisher, nicht nur eine verwaltende, sondern auch
gestaltende Stadt sein.
Unser diesjähriger Haushalt ist mit über 50 Mio. € das innovativste
Finanzwerk, das jemals zur Verabschiedung in einem Gremium vorgelegt wurde.
Veränderungen,
meine Damen und Herren, erfordern “Mut“ und sind nichts für Zögerer.
Zitat von Thomas
Carlyle:
„Fang an. Dadurch allein kann das Unmögliche
möglich werden.“
Also meine Damen
und Herren, fangen wir an!
Im letzten Jahr
meiner Amtstätigkeit, ist es mir ein Anliegen die Verwaltung zukunftsorientiert
und modern zu organisieren, wenn es auch notwendig ist alte Zöpfe
abzuschneiden.
Deshalb war es mir
auch wichtig ein Organisationsgut-
achten erstellen zu lassen.
Zielsetzung war
inwieweit Veränderungen notwendig
und sinnvoll sind
um die künftigen Herausforderungen –hier ist auch die Digitalisierung im Rathaus gemeint- effizienter und besser
bewältigen zu können.
Wichtig ist auch,
dass dies nicht über die Köpfe der
Mitarbeiter
geschieht, sondern dass alle und hier meine ich auch alle, mit in einem Boot
sind. Natürlich werden viele Umstellungen auch ihre Zeit brauchen und
Verständnis erfordern. Aber das ist das Merkmal von Veränderungen.
Der Weg, meine
Damen und Herren, wird vorgezeichnet.
Mein/e
Nachfolger/in muss diesen nur fortsetzen.
Das Fundament aller
investiven Entscheidungen, meine Damen und Herren, ist eine solide
Finanzausstattung.
Im Verwaltungshaushalt erwarten wir 21,5 Mio.€ an Einnahmen.
Davon sind 15,2 Mio.€ Steuern und Zuweisungen.
Die Gewerbesteuer und die
Einkommensteuerbeteiligung sind weiterhin mit rd. 10,4 Mio.€ auf einem hohen Niveau.
Im Haushalt noch
nicht berücksichtigt ist die Schlüsselzuweisungs-Mehrung
von
219.000, -- €, die einen Tag nach der
Finanzausschusssitzung bekanntgegeben wurde.
Entlastungen erfahren wir bei der Kreisumlage durch den gesenkten
Hebesatz um 0,5 Punkte (54.000, --€)
sowie durch den künftigen Wegfall der
Solidarumlage v. 29 % bei der Gewerbesteuerumlage.
Ab 2020 ist dies eine jährliche
Entlastung von 420.000, --€, die für
Investitionen in die Zukunft zur Verfügung steht. Für diese jährliche Summe - als Schuldendienst - kann sich die Stadt Investitionen von 5,2 Mio.€ leisten
ohne Reduzierung der freien Finanzspanne.
Das klingt doch
nicht schlecht meine Damen und Herren.
Deshalb ist es uns
möglich die „Überschuss Erwirtschaftung“ im Verwaltungshaushalt hoch zu halten.
2019 1,9 Mio., 2020 2,5 Mio., 2021 2,4 Mio.
und auch 2022 noch 2,3 Mio. € trotz der
Zinsbelastungen die im Verwaltungshaushalt abgewickelt werden.
Der Schulbereich,
meine Damen und Herren, erfährt seit der Bildung der gebundenen Ganztagsschule an unserer Mittelschule und der offenen Ganztagsschule an der Grundschule
eine immer größere Bedeutung.
Natürlich auch
finanziell. 1,1 Mio.€ werden
bereitgestellt für den laufenden Schulbetrieb.
Gegenüber 2017 ein 20%iger Anstieg.
Zur Umsetzung des Digitalisierungspaketes an den Schulen
ist auch das erforderliche Equipment
–Internet, Beamer, Laptop, Whiteboard etc. zur Verfügung zu stellen. Wir
wollen unseren Schulen die bestmöglichsten Voraussetzungen bieten um die
Bildungschancen unserer Kinder weiter zu verbessern. Aus dem Digitalbudget 2018
der Regierung ist in den vergangenen Tagen bereits eine Förderzusage in Höhe
von 54.456,00 € eingegangen.
Ein großer Finanzposten im Schulsektor ist
die Schülerbetreuung an unseren offenen Ganztagsschulen. 160
Kinder werden mittlerweile von 12
Betreuerinnen bis max. 17.00 Uhr betreut.
Dies, meine Damen
und Herren, ist tagtäglich eine Herausforderung, zumal die Kinder aus völlig
verschiedenen Kulturkreisen stammen. Die beengte Raumsituation an den Schulen
gibt ihr übriges. An dieser Stelle deshalb Respekt und Anerkennung an die Damen
unserer Betreuungseinheiten.
Nach unserem
Investitionsplan sollen die ersten Erschließungsinvestitionen an dem
Grundschulneubau ab 2020 beginnen. 2019 ist ein Planungsjahr. Wichtig ist,
dass alle Bereiche der Schulfamilie in die notwendigen Planungsprozesse
miteinbezogen werden.
Im Investitionsprogramm sind derzeit 15 Mio. €
vorgesehen. Aber auch eine nicht unerhebliche Förderung von ca. 7 Mio.€. wird in Aussicht gestellt.
Ich hoffe, dass die
zusätzlichen Leistungen des Bundes an die Länder für Schulen und
Kindertagesstätten noch weitere finanzielle Verbesserungen bringen.
Einen Dank an Sie, meine Damen und Herren des Stadtrats, dass Sie auch unsere Alternativschule
am Ort -die Montessorischule - unterstützen.
Mit dem genehmigten
Ausbau des Restgeschosses ermöglichen wir es der Schule- der Nachfrage nach
diesem Bildungsangebot nachzukommen- und früher in einem wirtschaftlichen
Bereich arbeiten zu können.
Dies hat auch für
uns mittelfristig zur Folge eine adäquate Miete zu erzielen.
Die Stadt Bogen
kann sich als Mittelzentrum auf Dauer nur behaupten, in dem wir uns immer wieder
um überregionale Einrichtungen bemühen oder solche schaffen.
Die
Kindertagesstätten, meine Damen und Herren, sind mittlerweile in jeder
Haushaltsrede ein Thema. Prinzipiell dürfen wir eigentlich froh sein, dass wir in unserer Stadt keine Probleme mit dem
Nachwuchs haben. Im Frühjahr letzten
Jahres wurden erst zwei Kindergartengruppen in der Hummelburg neu in Betrieb
genommen.
Seitdem ist eine weitere Kinderkrippe im
Containerbereich im Europapark
beheimatet und jetzt benötigen wir
erneut mindestens 3 Kindertageseinrichtung ggf. sogar 4 ab Sept./Okt. 2019.
Die Kinderzahlen ändern sich nahezu tagtäglich,
bedingt durch eine starke Zuzugs-und
Wegzugsfluktuation.
Innerhalb einer
Woche hat sich Ende Februar die Warteliste
um 10 erhöht.
Das macht natürlich
eine Planbarkeit sehr schwer. Nichtsdestotrotz müssen wir, meine Damen und
Herren, mit der Situation besonnen und zielorientiert umgehen.
Wir greifen auch hier auf ein
Containersystem zurück, weil eine anderweitige adäquate Unterbringung, zeitlich
befristet, nicht möglich ist.
Zudem müssen wir in diesem Jahr die Planungen des Neubaus einer Kindertagesstätte
vorantreiben. Hierzu braucht es noch eine genaue Analyse hinsichtlich der
Gruppenzahlen und damit der Größe.
Im Bereich des Geschichts- und Heimatzentrums, meine
Damen und Herren des Stadtrats, bewegt
sich was.
Der Landrat hat hierzu seine Unterstützung
zum Ausdruck gebracht, d.h.
wir brauchen verlässliche Zahlen die den Bürgermeistern des Landkreises
präsentiert werden können.
Die Förderung liegt zwar bei 80%, trotzdem
müssen rd. 2,7 Mio. € über den Schuldendienst von
den beteiligten Gemeinden an Investitionen finanziert werden.
Das ist nicht wenig
- trotzdem bin ich der Meinung - muss
in diesem Jahr eine
Entscheidung zu diesem Projekt
getroffen werden.
Eine äußerst positive Entwicklung haben wir im letzten Jahr im Bereich des Grunderwerbs
erlebt. Mit den beiden künftigen
Baugebieten Humelberg VI und Weinberg stehen uns 114.000m² Grund zur Verfügung.
Zudem ist der Erwerb von weiteren Wohnbauflächen geplant
und auch möglich. Somit können wir einen
großen Teil der bisherigen 260 Bauplatzbewerber zufrieden stellen.
In diesem Jahr erschließen wir das Baugebiet
Humelberg V.
Vergessen dürfen
wir aber nicht, dass auch eine starke
Nachfrage nach Mietwohnungen besteht.
Nachdem wir die letzten Jahre große Gewerbeansiedlungen
tätigen konnten, ist es natürlich auch nicht verwunderlich, dass die Mitarbeiter der Firmen nach Wohnbauland
oder Wohnraum suchen.
Es ist deshalb -
meine Damen und Herren - geboten, den Geschoßbau
mehr Raum zu geben um die dringende Nachfrage befriedigen zu können.
Nach der
Entscheidung „Innenstadtentwicklung vor Außenstadtentwicklung“ tragen wir auch
dem Flächenverbrauch Rechnung.
Allerdings dürfen
wir die zeitverzögerten infrastrukturellen Folgen nicht aus den Augen verlieren
und müssen mit allen Beteiligten - Kindertageseinrichtungsträgern und den
Schulen - die Situation abstimmen.
Die personellen und
räumlichen Ressourcen stehen nicht unbegrenzt zur Verfügung.
Mit dem Umbau des
ehem. THW-Gebäudes, sowie der Generalsanierung am Hutterhof, gehen wir mit
gutem Beispiel
als Bauherr voran
und schaffen 8 neue und 2 generalsanierte
Wohneinheiten.
Die Neugestaltung der Bahnhofstraße ist ein
weiterer Schwerpunkt in unserem
Haushaltspaket.
Wenn es auch nicht zu einem Kreisverkehr kommt, so
versuchen wir dennoch mit unserem Planer eine Verbesserung der
Verkehrssituation zu erreichen.
Die
Platzgestaltungsgespräche mit den Grundstückseigentümern
sind die nächsten Herausforderungen in diesem Jahr.
Für die Dorferneuerung in Degernbach, meine
Damen und Herren, stehen insgesamt rd.
900.000, --€ zur Verfügung.
Geplant sind die Kirchplatzgestaltung und
die Erneuerung der Dorfstraße, sowie der Erwerb des alten Pfarrhofes.
In diesem Haus können gemeindespezifische
Betriebe im weiteren Sinn untergebracht werden. Die Mietleistungen
sind in diesem Fall nicht
förderschädlich.
Die Förderung selbst liegt bei 80 %.
Ich denke, meine
Damen und Herren, in Degernbach passiert was „Tolles“ – und die geplanten
Maßnahmen sind eine deutliche Aufwertung des Ortes.
Weiterhin sind Sanierungen bei den Straßen, Brücken und
Kanälen notwendig. In diesem Jahr
über 2 Mio.€. Aber auch in den weiteren Planungsjahren werden uns die
Sanierungen beschäftigen.
Erhalten,
restaurieren und sanieren ist ein Generationsauftrag,
meine Damen und
Herren, und geht nie zu Ende.
Für die Radwegneubauten - Pfelling und
Hutterhof/Bärndorf – meine Damen und Herren sind rd. 1,9 Mio.€ vorgesehen.
Die Förderungen hierzu knapp 1,6 Mio. €.
Diese ökologischen Projekte sollen jetzt endlich
umgesetzt werden.
Wenn wir mehr
Individualverkehr über das Fahrrad erreichen wollen, dann sind Fahrradwege das
A und O.
Künftig müssen auch mehr gemeindeübergreifende
Fahrradwege geschaffen werden. Die Gemeinden der Ile Nord 23 sind dabei
schon Vorreiter.
Auch der Landkreis ist diesbezüglich
gefordert, eine sichere Radwegverbindung über die Xaver-Hafner-Brücke
herzustellen, um damit den südlichen mit dem nördlichen Landkreisteil besser zu
verbinden.
Über die Klärschlammproblematik, meine Damen und
Herren, wurde die letzten Wochen viel in den Zeitungen geschrieben. Durch die Gründung einer Verwertungsgesellschaft
soll das Problem kostengünstig gelöst
werden. Die Stadt ist alleiniger
Gesellschafter. Unser Ansatz ist eine kleine effiziente Lösung, die lediglich
die unmittelbare Region betrachtet und bedienen soll.
Besonders darauf zu achten ist, dass die Ökobilanz stimmt und die kann nicht
stimmen, wenn die Transportwege unendlich lange sind.
Die vorgestellten Investitionsmaßnahmen – Vorausleistungen
in die Zukunft - so möchte ich das nennen, lösen
natürlich auch einen erhöhten Kreditbedarf aus. Aber ohne Vorausleistung,
meine Damen und Herren, gibt
es keine
Entwicklung.
Bis zum Ende der mittelfristigen Finanzplanung 2022 ist mit einer Nettoneuverschuldung
von rd.17 Mio.€ zu rechnen. Dem gegenüber
stehen rd. 55 Mio.€ Investitionen in diesem Zeitraum.
Der jüngste Zinssatz lag bei 0,1 %.
Wir planen auch weiterhin die jeweils gemachten Schulden innerhalb von zwei
Legislaturperioden zurückzuzahlen, d.h. innerhalb von rd. 12 Jahren.
Erforderlich ist selbstverständlich - um diesen Anspruch
auch weiterhin gerecht zu werden - eine
hohe Tilgungsleistung.
Diese liegt 2022 bei 1,9 Mio.€ und entspricht 8 % des
Schuldenstandes.
Dadurch ist das
Kreditmanagement gut händelbar.
Wichtig ist eine verlässliche
Finanzierung um die kommenden Aufgaben bewerkstelligen zu können. Alles
andere wäre nicht nachhaltig.
Abschließend -
meine Damen und Herren - stelle ich fest, dass wir uns den infrastrukturellen
Herausforderungen
der Zukunft mit
diesem Haushalt stellen.
Mut und Weitblick –
aber besonnener Überblick- so möchte ich es nennen.
Wir schaffen jetzt- nach den geänderten Gesetzeslagen
(Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung) und nach den großen Gewerbeansiedlungen
der letzten Jahre -attraktive Wohn- und Lebensräume und ausreichende
Kinderbetreuungsplätze, wenngleich dies Zeit erfordert.
Neben den gesamten Investitionen in Kinder, Jugend und Familie
dürfen wir unsere Senioren nicht vergessen. Wir brauchen auch
Betreuungsangebote, ob ambulant oder
stationär.
Mit einem Zitat von Voltaire möchte ich zum
Schluss kommen:
„Wir sind verantwortlich, für das, was wir
tun und auch für das, was wir nicht tun!“
Also meine Damen und Herren, tun wir was für
unsere Zukunft!
Ich bedanke mich
bei allen Mitwirkenden an diesem Haushaltsentwurf, dem Stadtrat für seine
couragierte Mitwirkung in der Haushaltsklausur, dem Haupt-, Finanz- und
Stadtmarketingausschuss sowie den Fachbereichen I, III und IV, zudem beim
Werkausschuss für die Erstellung des Wirtschaftsplans,
zuletzt auch bei
der Kämmerei, dem neuen Fachbereich II für die vorbereitende Tätigkeit.
Bedanken möchte ich
mich auch bei all den Bürgerinnen und Bürgern, die sich für unsere Stadt
engagieren, vor allem bei allen ehrenamtlich Tätigen.
Mein Dank geht auch
an die örtliche Wirtschaft für die erbrachten
Ausbildungs- und Arbeitsplätze und die Wirtschaftsleistungen.
Ich bitte Sie
jetzt, der Haushaltssatzung samt Anlagen zuzustimmen.