Abschlußrede vor dem Stadtrat

 

Unruhige Nacht, Bammel vor dem heutigen Tag?

 

Markus Söder meinte bei der Übergabe der Bescheide bzgl. Breitbandausbau im Sommer in Haselbach:  „Wohl ein ruhiges Beamtenleben gehabt ?“

 

Als ich vor mehr als 33 Jahren den Dienst bei der Stadt Bogen antrat, wußte ich nicht, was auf mich zukommt, da es mir wie vielen ging, dass man sich um Verwaltung und ihre Inhalte nur kümmert, wenn man sie braucht.

 

Politisch hatte es gerade einen Umbruch gegeben: Herr Eckl wurde Bürgermeister, es gab eine Koalition aus FDP, SPD und Freien Wähler, die lange gelebte Mehrheit der CSU war gebrochen (11 :10 waren die Verhältnisse).

 

Um Entscheidungen mußte sachlich diskutiert werden. Hitzige, mit deftigen Worten versehene Diskussionen, waren nicht selten auf der Agenda.

 

In der Verwaltung war die mechanische Schreibmaschine das Non plus Ultra. Es gab 3 Amtsboten, die Verwaltung arbeitete viel globaler und war nicht so fachorientiert besetzt , wie dies heute der Fall ist, im Bauhof hatte man 1 Lkw und 1 Kleinfahrzeug.

 

Die Stelle der Geschäftsleitung wurde im Grunde genommen neu definiert, da es sie in dieser Ausprägung bislang nicht gegeben hatte. Ich war der Erste, der ein Studium absolviert hatte.

Ich wurde auch direkt neben dem Bürgermeister platziert und fortan bei allen Tätigkeiten und Vorgängen beratend oder gar entscheidend eingebunden.

 

Eine Organisationsprüfung, die 1983 durchgeführt worden war, wurde nun umgesetzt. An diesen grundsätzlichen Strukturen haben wir uns bis heute mit Ergänzungen orientiert.

Dies war zunächst mein Kerngeschäft :    

Hauptverwaltung, Personalverwaltung, Standesamt, Melderecht, Soziales, aber auch Stadtentwicklung, Kultur usw. und mithören und mitberaten auch in den Problemfeldern der anderen Sachgebiete

 

1.    Große Herausforderungen zum damaligen Zeitpunkt waren die hohe Arbeitslosenquote ( bis zu 27% )

Betriebsansiedlung

Baulandumlegung

Wohnen

Schule

Kultur

 

2.    Umstellung auf neue Medien  

 

Durchwahlanlage beim Telefon

Diktiergeräte

Speicherschreibmaschine

EDV

Digitalisierung in allen Bereichen / Online-Dienste usw.

Vernetzung generell

Datenschutz

Dienstleistung / Personalumbruch

3.    Organisation des Sitzungsdienstes

4.    Aus- und Übersiedler

5.    Vom Unterzentrum über Mögl. Mittelzentrum zum Mittelzentrum (Versorgungscharakter für das nähere Umland)

 

Sonderaufgaben:

KulturForum Oberalteich

Gründung einer GmbH mit OBAG / E-on / Bayernwerk

Europapark Bayern-Böhmen

Haus der Begegnung (Soziales Zentrum)

Wahlen:  Habe sie nicht gezählt, aber ständig ohne Beanstandungen

Katastrophenschutz / Hochwasser

 

Rückschläge:

Völkl

Museum der bay. Geschichte

Auflösung Geburtshilfestation

 

Zusammenfassend darf ich aus meiner Sicht feststellen, dass sich die Stadt und deren Bewohner in der langen Zeit verändert haben und dass viele der o.a. Themen erledigt wurden.

 

Ich glaube aber auch, dass Stadtrat und Verwaltung zukunftsorientiert gedacht haben und denken und viele wichtige Entscheidungen bereits getroffen und abgearbeitet, andere für die nächste Zeit bereits auf den Weg gebracht haben.

 

Ich wünsche dem Stadtrat und auch mir, bin ja Bogener Bürger, – bei allen Geplänkeln im Wahlkampf – den Zusammenhalt und die Einigkeit bei wichtigen Entscheidungen, wie ich dies in der ganzen Dienstzeit erlebt habe.

 

Gleichheit und Gerechtigkeit, Gesetzmäßigkeit und Rechtmäßigkeit des Handelns, Hilfestellung im Rahmen meiner Möglichkeiten waren und sind mir mehr als wichtig und Kernpunkte meines Handelns, bis zum heutigen Tag.

 

Vielleicht war ich ab und zu auch Mahner, der versucht hat, auf Schaden oder Haftungsfolgen aufmerksam zu machen.

 

Der Beruf hat mir immer Freude bereitet, man ließ mir aber auch die Freiheit, mich selbst zu entwickeln und auch weiter zu bilden, Ziele umzusetzen und meine Meinung einzubringen

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Ich wurde nie unter politischem Zwang in eine bestimmte Richtung gedrängt.

Ich kann – und ich bitte mir das abzunehmen - behaupten, dass ich immer versucht habe, im Sinne der Stadt und deren Entwicklung zu denken und auch zu handeln.

 

Jetzt zum Schluss besteht deshalb für mich eine unbefriedigende Situation, weil die Nachfolge noch nicht endgültig geregelt ist und keinerlei Übergabe oder Einweisung erfolgen kann.

 

Der Stadtrat wird, hoffe ich, heute noch eine Entscheidung treffen, dann wird dies auch zum guten Ende geführt. Dem Nachfolger im Amt wünsche ich jetzt schon das gleiche Glück und Zufriedenheit, die ich in diesem Beruf erleben durfte.

 

Mein aufrichtiger Dank ergeht an meine Bürgermeister Herrn Eckl und Herrn Schedlbauer für das tiefe Vertrauen, das vielleicht nur Freunde zueinander haben, das sie mir in der langen Zeit der Zusammenarbeit entgegengebracht haben. Sie gaben mir ein breites Aufgabenfeld und stützten bzw. unterstützten mich im Bedarfsfall ohne Einschränkungen.

 

Dank auch an die Stadtratsmitglieder, die quer durch alle Fraktionen immer wieder meine Meinung einforderten und mir damit auch ihr Vertrauen zeigten.

 

Dank an meine Kollegen/Innen, die mich in meinem überkorrekten Handeln und Denken alle unterstützt haben und ohne die ich nie diese Zufriedenheit in der langen Dienstzeit hätte haben können,

Wichtig ist mir aber auch der Dank an die Bevölkerung und die Bürger Bogens, an die Vereine, an die ganze Stadt Bogen für die schnelle Integration, die mir hier in Bogen zuteilwurde.

 

Dank an Zollner Gertraud, als unmittelbare Zimmernachbarin, die viele Schreibdienste und Gespräche für mich erledigt hat.

 

Dank an meine Familie- meine Frau Corinna , meine Töchter Julia und Susanne und deren Freunde für das Verständnis, das sie mir entgegenbrachten, damit ich den Beruf so leben konnte, wie ich das nach meinem Gefühl machen mußte.

 

Die Stadt Bogen hat mir alles gegeben und ermöglicht, was ich mir für ein zufriedenes Berufsleben und auch privates Leben gewünscht habe und vorstellen konnte.

Sie ist meine Heimat geworden.

 

Vielen herzlichen Dank.

 

 

 

BM Schedlbauer: Ich wünsche mir auch in Deinem Ruhestand eine gute Zusammenarbeit.